In einer 1997 veröffentlichten eigenen Studie zu den Preisen und Preisdeterminanten von Siedlungsmüll stellte der Preisüberwacher beträchtliche Überkapazitäten im Bereich der Kehrichtverbrennungsanlagen (KVA) fest. Die geplanten Neubauten von KVA drohen die Überkapazitäten auf nationaler Ebene nach Meinung des Preisüberwachers weiter zu vergrössern – mit entsprechenden Kostenfolgen für die Konsumenten. Mit Hinweis auf das im Jahre 2000 in Kraft tretende Deponieverbot wurde diese Meinung aber nicht immer geteilt. Der Preisüberwacher forderte deshalb eine Beurteilung der Kapazitätssituation in der ersten Dekade des neuen Jahrtausends durch einen externen Experten. Dieses vom Preisüberwacher letztes Jahr in Auftrag gegebene Gutachten liegt nun vor.
Unter der Annahme, dass die KVA Freiburg gebaut wird, kommen die Experten zum Schluss, dass Unterkapazität auch ohne den Bau zusätzlicher KVA nur dann zu erwarten ist, wenn von einem extrem pessimistischen Szenario (maximale Nachfrage bei minimalem Angebot) ausgegangen wird. Unterkapazitäten lassen sich selbst in einem extrem pessimistischen Szenario mit einer Reihe von nicht baulichen Massnahmen praktisch vollständig beheben. Das Gutachten endet deshalb mit folgender Handlungsempfehlung: "Eine realistische Planung nimmt daher zur Zeit und bis auf weiteres aus ökonomischen Gründen Abstand vom Bau der KVA Tessin und der KVA Thun."
Die vorliegende Expertise ist eine wichtige Diskussionsgrundlage für Kantone, Anlagebetreiber und die zuständigen Bundesstellen. Die Preisüberwachung wird jetzt gemeinsam mit den betroffenen Kreisen besprechen, welche Konsequenzen aus dem Gutachten zu ziehen sind.
Bern, 26.1.1999
Werner Marti, Preisüberwacher
26.01.1999 - Kapazitätssituation bei Kehrichtverbrennungsanlagen nach dem Jahr 2000: Preisüberwacher legt Expertengutachten vor
Die geplanten Kehrichtverbrennungsanlagen (KVA) im Tessin und in Thun sollen bis auf weiteres nicht gebaut werden. Zu diesem klaren Schluss kommt ein vom Preisüberwacher in Auftrag gegebenes Expertengutachten.