20.12.1995 - SIA-Tarife

Übergang vom Einheitstarif zum Verhandlungsprinzip Mit Wirkung ab 1. Januar 1996 hebt der Schweizerische Ingenieur- und Architekten-Verein (SIA) die Formel für die automatische Anpassung der Honorare der Architekten und Ingenieure auf und räumt seinen Mitgliedern generell eine grössere Preisfreiheit ein. Der SIA reagiert mit diesen kürzlich beschlossenen Massnahmen auf eine Kritik des Preisüberwachers am bisherigen Tarifsystem. Die Honorare können sich zwar weiterhin nach einem - degressiv ausgestalteten - Prozentsatz von den Baukosten bemessen. Diese Prozentsätze werden neuerdings aber nicht mehr jährlich automatisch angepasst. Sie sind zudem bloss noch als Grundlage für die Verhandlungen mit den Bauherren bestimmt.

Der Preisüberwacher hatte letztes Jahr den Mechanismus der Honorarfestlegung und die jährliche automatische Anpassung der Honorare der Architekten und Ingenieure kritisiert. Ebenfalls beanstandete er die in der Honorar-Berechnungsformel verwendeten Indizes. Er wies insbesondere nach, dass die Anwendung dieser Formel unabhängig von möglichen Produktivitätssteigerungen automatisch zu realen Steigerungen der Honorare der freierwerbenden Archtitekten und Ingenieure führt.

Auf diese Kritik hat der SIA nun reagiert und nimmt per Anfang 1996 folgende Aenderungen am bisherigen Tarifsystem vor:

Bei der vom SIA erstellten Richttabelle mit den Honorarprozentsätzen handelt es sich nicht mehr um einen Tarif, sondern um blosse Grundlagen für Verhandlungen mit den Bauherren.

Die bisherige Formel für die Berechnung des Honorargrundprozentsatzes und die jährliche automatische Anpassung der Honorare werden aufgehoben. Stattdessen werden die Honorarprozentsätze periodisch, d.h. alle 2-4 Jahre von einer Expertengruppe unter Beizug von Bauherrenvertretern empirisch festgelegt. Als Verhandlungsgrundlage gelten 1996 die Prozentwerte von 1995.

Der Preisüberwacher begrüsst die Abschaffung des Automatismus bei der Tarifanpassung und den Uebergang vom Einheitstarif zum Verhandlungsprinzip. Der Spielraum für individuelle Vereinbarungen zwischen den Architekten / Ingenieuren und den Bauherren ist damit deutlich grösser geworden. Der Preisüberwacher wird die Auswirkungen dieser Liberalisierung auf die Preise aufmerksam verfolgen. Wichtig ist zudem, dass die Aenderungen auch auf jene Bereiche übergreifen, in welchen man sich bisher bei der Tarifierung an den SIA-Tarif anlehnte.

Bern, 20.12.1995

Der Preisüberwacher

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