27.11.2003 - Explosion der Medikamentenkosten: Kein Mengenproblem

Das Problem der stark gestiegenen Medikamentenkosten ist nicht in erster Linie ein Mengen- sondern ein echtes Preisproblem. Zu diesem Schluss kommt eine neue Untersuchung des Preisüberwachers. Gemäss seiner Analyse hat sich der Durchschnittspreis der kassenpflichtigen Präparate innerhalb von 10 Jahren mehr als verdoppelt. Massnahmen zur Bekämpfung des Kostenwachstums bei den Medikamenten müssen deshalb insbesondere auch bei den Preisen von neuen Präparaten ansetzen.

Die Medikamentenkosten der Krankenkassen sind in den letzten Jahren massiv angestiegen. So stiegen die Medikamentenkosten seit 1997 jährlich um durchschnittlich 9 Prozent und ihr Anteil an den Gesamtausgaben der Krankenversicherung nahm in diesem Zeitraum von 18.3 auf 21.6 Prozent zu. Da der offizielle Preisindex für Medikamente leicht negativ ist, liegt die Vermutung an sich nahe, dass Mengenausdehnung für den Kostenschub verantwortlich ist. Eine neue Studie des Preisüberwachers weist nach, dass dem nicht so ist.

Die Analyse der Durchschnittspreise aller kassenpflichtigen Präparate über die Zeit zeigt nämlich, dass diese tatsächlich seit 1992 um 126 Prozent auf der Basis Publikumspreis (PP) und sogar um 186 Prozent auf der Basis Fabrikabgabepreis (FAP) bzw. jährlich um 8.6 Prozent (PP) und um 10.8 Prozent (FAP) gestiegen sind. Der Grund dafür ist, dass viele alte und relativ günstige Präparate durch neue teuere Präparate ersetzt worden sind (sog. Umsteigteuerung). Dieser Effekt wird vom Preisindex des Bundesamtes für Statistik nicht erfasst.

Da sich das Kostenproblem also nicht wie oft behauptet als Mengen-, sondern als Preisproblem erweist, ist zur Bekämpfung des Kostenwachstums bei den Medikamenten auch direkt bei den Preisen neuer Präparate anzusetzen. Insbesondere gilt es, die Gleichung "neu gleich besser gleich teurer" kritisch zu hinterfragen. Der aktuelle Auslandpreisvergleich kann bei konsequenter Anwendung zwar noch einen zusätzlichen Beitrag zur Kosteneindämmung bewirken. Allein der Vergleich mit den teuersten Ländern Europas kann aber offensichtlich keine angemessene Preis- und Kostenentwicklung garantieren.

Bern, 27. November 2003

Werner Marti, Preisüberwacher


Auskunft:
Preisüberwachung, Tel. 031/322 21 01

Weiterführende Informationen

Dokumentation

Zahlen und Fakten

Medikamentenkosten (PDF, 22 kB, 26.07.2006)Medikamentenkosten: Kein Mengenproblem
(Presserohstoff)

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